Holger Schmidt
v 1.0 | 2024-07-17
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1Vorwort
Nachstehender Text diente als Skript im Rahmen eines Vortragsabends und ist deshalb in Lautsprache abgefasst.
2 Einleitung
Vielen Dank fĂŒr die Einladung zu diesem in der heutigen Zeit heiĂen Thema.
Ich finde es sehr gut und sehr interessant, dass ihr beide Seiten zu diesem Thema hören wollt: die, die Frauen in Lehre und in LeitungsĂ€mtern in der Gemeinde befĂŒrworten und vielleicht die Diskussion darum fĂŒr lĂ€ngst nicht mehr zeitgemÀà halten â und die, die die Position vertreten, dass das Neue Testament es Frauen verbietet, zu leiten und oder zu lehren.
Ich möchte heute mit uns zuerst ein paar grundlegende biblische Aussagen zu Mann und Frau betrachten, dann gesellschaftliche Entwicklungen. Dann die IdentitÀt von Mann und Frau in der Gemeinde und ihre Rolle in der Gemeinde.
Bevor ich mit uns zwei Bibeltexte zum Thema Leitung und in einen Bibeltext zum Thema Lehre ansehen möchte, will ich auf ein paar grundlegende Unterschiede zwischen Mann und Frau eingehen, weil ich denke, dass das fĂŒr das VerstĂ€ndnis des Themas von groĂer Relevanz ist. Deshalb mein erster Punkt heute:
3 Mann und Frau sind unterschiedlich
Mann und Frau sind unterschiedlich. In 1Mo 1,27 heiĂt es:
Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; Mann und Frau schuf er sie.
Mann und Frau, wörtlicher: mÀnnlich und weiblich. Also nicht vermischt, als eine Mann-Frau oder ein Frauen-Mann, sondern in einer sich GegensÀtzlichkeit. MÀnnlich kann man sein, oder weiblich.Nicht beides zusammen oder zugleich, sondern mÀnnlich auf der einen Seite, weiblich auf der anderen Seite. In zwei Formen des Seins schuf Gott den Menschen. Als Mann und als Frau.
Mann und Frau sind gleich darin, dass es Menschen sind â Gott schuf den Menschen als Mann und Frau. Und sie sind unterschiedlich innerhalb ihres Menschseins.
Dieses dualistische Menschenbild wird im Kern von den allermeisten Weltanschauungen und Religionen geteilt. Und bis vor kurzem war es auch in der weltlichen Gesellschaft rund im den Globus völlig unstrittig, dass es nur MÀnner und Frauen gibt.
Dieser Zweigeschlechtlichkeit mit all ihren Unterschieden zwischen den beiden Geschlechtern ist Grundlage jĂŒdisch-christlicher Anthropologie. Anthropologie ist die Lehre vom Menschen.
Somit ist sie auch Grundlage fĂŒr diesen Abend. Nur, wenn man diesen grundlegenden Tatsachen Glauben schenkt, macht die darauf aufbauende Argumentation Sinn.
Doch ist mÀnnlich und weiblich wirklich eine Unterscheidung? Sind es nicht zwei Facetten des selben Seins?
Nein, sind es nicht. Es ist wirklich eine Unterscheidung.
Wir sehen das in der ganzen Schöpfung. Die allermeisten Tierarten sind zweigeschlechtlich, wir finden es bei Pflanzen. Selbst im Kleinen sehen wir das dualistische Prinzip, geladene Teilchen sind unserem physikalischen Verstehen nach negativ oder positiv.
Vor allem aber verdeutlicht uns die Heilige Schrift von vorne bis hinten die Unterschiedlichkeit aus 1Mo 1,27 deutlich: das Weibliche ist vollkommen anders als das MĂ€nnliche.
Da haben wir einerseits weiche Unterschiede, die in der Regel zutreffen, aber in EinzelfÀllen abweichen. Und andererseits harte Unterschiede, die immer und in jedem Fall so sind.
Zu den weichen Unterschieden gehören StÀrke, Schnelligkeit, Ausdauer.
MĂ€nner sind grundsĂ€tzlich stĂ€rker als Frauen, schneller als Frauen und körperlich ausdauernder als Frauen. Ich mache ein bisschen Sport, als ganz normaler Hobbyathlet. Als Mann bin ich schwach und weit davon entfernt, ĂŒberhaupt nur an einem regionalen Kraftdreikampfwettbewerb teilzunehmen. WĂŒrde ich als Frau antreten, wĂ€re ich nicht so weit vom deutschen Allzeitrekord in mehreren Disziplinen entfernt. Als Mann nicht einmal wettbewerbsfĂ€hig, als Frau in der Spitze dabei.
Aber das ist nicht immer so: Es gibt extrem trainierte Frauen, die die entsprechende Genetik haben und sportlicher sind als sehr viele MĂ€nner. Und es gibt sehr schwache MĂ€nner, die in allen Disziplinen hinter Frauen liegen.
Zum Doping â und der findet in jeder Sportart statt, spĂ€testens wenn es kommerziell wird â verwendet man Testosteron, das sogenannte âMĂ€nnlichkeitshormonâ. Der Gegenspieler des Testosterons ist das Hormon Ăstrogen, das âWeiblichkeitshormonâ. Auch Frauen haben natĂŒrlicherweise Testosteron im Körper, und auch zwar mengenmĂ€Ăig mehr als Ăstrogen. In der Regel haben alle Menschen mehr Testosteron als Ăstrogen â aber bei MĂ€nnern ist das VerhĂ€ltnis noch deutlich stĂ€rker. MĂ€nner produzieren am Tag ca. 7 mg Testosteron, Frauen und 0,7 mg. Der Normbereich bei MĂ€nnern liegt bei 12â35 nmol/l (3,5â10,1 ng/ml), bei Frauen nur 0,4â2,0 nmol/l (0,12â0,6 ng/ml).
Wenn Frauen im Leistungs- oder Hobbysport nun ihre Regeneration beschleunigen wollen und damit ihr wöchentlich mögliches Trainingspensum steigern wollen, nehmen sie keine Weiblichkeitshormone zu sich, sondern Testosteron. Was passiert dann? Die Schultern werden breiter, die Stimme tiefer, die Brust flacher, die Haare auf dem Kopf dĂŒnner und im Gesicht und an allerlei anderen Stellen dichter. Die gesteigerte körperliche LeistungsfĂ€higkeit geht mit einer biologischen und optischen Verschiebung in Richtung âMannâ einher.
Man kann hier also feststellen: es gibt regelbestÀtigende Ausnahme, aber grundsÀtzlich sind MÀnner körperlich stÀrker als Frauen. Das ist die Regel. Auch die Bibel nennt das weibliche Geschlecht das schwÀchere Geschlecht.1
Neben diesen weichen Unterschieden, bei denen es Ausnahmen gibt, gibt es aber auch harte, unumstöĂliche Unterschiede zwischen Mann und Frau, die ohne Ausnahme sind. Und die sind die groĂen Scheider zwischen den beiden Geschlechtern.
Die Sache mit den Geschlechtschromosomen. MÀnner haben ein X- und ein Y-Chromosom (XY), Frauen haben zwei X-Chromosomen (XX). Durch Gendefekte gibt es vereinzelt XXY-MÀnner, die haben dann einige Probleme und sind in der Regel zeugungsunfÀhig.
Frauen können schwanger werden. Sie haben Eierstöcke, können befruchtete Zellen austragen, haben eine GebĂ€rmutter. Sie haben BrĂŒste, mit denen sie sĂ€ugen können.
MÀnner haben ein Glied und Hoden, sie können Spermien produzieren und eine Eizelle befruchten.
Gibt es Frauen ohne eindeutig erkennbare Geschlechtsmerkmale? Ja, durch genetische Defekte.
Gibt es MĂ€nner ohne eindeutig erkennbare Geschlechtsmerkmale? Ja, durch genetische Defekte.
Sind es deshalb dann Mischwesen, oder Zwitter? Nein, es ist immer ein Mann oder eine Frau â wir sind nur mit unseren Methoden und Erkenntnissen nicht soweit, immer alle FĂ€lle korrekt einordnen zu können.
Aber auch, wenn es durch solche Defekte MĂ€nner ohne Hoden und Frauen ohne GebĂ€rmutter gibt, gilt dieser eine entscheidende Fakt: Es gibt und gab niemals einen Mann, der ĂŒber voll funktionsfĂ€hige mĂ€nnliche Geschlechtsorgane und zugleich die volle Ausstattung einer Frau (Eierstöcke, sĂ€ugfĂ€hige Brust etc.) verfĂŒgt und so der eine 2-in-1-Mensch ist.
Gott schuf den Menschen also in einer Unterschiedlichkeit.
Interessant ist, dass von Anfang an â von der Schöpfung bis zum Schluss â in der Bibel keine wertmĂ€Ăige Unterscheidung zwischen Mann und Frau zu finden ist. Ein Mensch ist ein Mensch.
Doch genauso von Anfang bis Ende unterscheidet Gottes Wort in den schöpfungsgemĂ€Ăen Aufgaben und Rollen und (ja!) auch hierarchisch zwischen Mann und Frau.
Mann und Frau sind nicht gleich. Weder biologisch, noch sozial, noch in ihrer Stellung. Gleich sind sie nur in ihrem Wert und in ihrem Menschsein.
Es gibt noch viele andere Unterschiede, manche davon sind aber soziale oder historische Konstrukte. Deshalb will ich es bei diesen paar grundsĂ€tzlichen und unumstöĂlichen Grundlagen belassen.
Warum war das so ausfĂŒhrlich? Ich gehe davon aus, dass in unserem Kreis hier und heute niemand ist, der biologische Unterschied zwischen Mann und Frau anzweifelt. Aber es sind eben nicht nur biologische Unterschiede, die Unterschiede sind ganzheitlich. Und das ist extrem wichtig fĂŒr unser heutiges Thema, denn diese Unterschiedlichkeit ist die Grundlage fĂŒr die neutestamentliche Rollenverteilung in Familie, Gesellschaft und Gemeinde.
Gesellschaftlich gibt es natĂŒrlicherweise Unterschiedliche Rollen fĂŒr Mann und Frau. Rollen, die nĂ€mlich genau diesen biologischen, schöpfungsgemĂ€Ăen Unterschied zwischen Mann und Frau nicht auĂer Acht lassen. Und auch in der Gemeinde ist es so.
In Christus Jesus sind kulturelle, nationale und herkunftsreligiöse Unterschiede zwischen den Menschen aufgehoben. Nicht aber die Geschlechtlichkeit. Denn das, die Geschlechtlichkeit, ist Teil der guten Schöpfung Gottes und macht seine Gottebenbildlichkeit aus.
1Mo 1,27:
Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; Mann und Frau schuf er sie.
1Mo 1,31:
Und es wurde so. Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. [âŠ]
1Kor 11,11:
Dennoch ist weder [die] Frau ohne [den] Mann noch [der] Mann ohne [die] Frau im Herrn.
Damit möchte ich nun zu unseren eigentlichen Fragestellungen fĂŒr heute kommen:
a) Können Frauen â genauso wie MĂ€nner â LeitungsĂ€mter in neutestamentlichen Gemeinden ĂŒbernehmen?
b) DĂŒrfen Frauen â genauso wie MĂ€nner â in der Gemeinde lehren?
4 Können Frauen LeitungsĂ€mter in der Gemeinde ĂŒbernehmen?
Dazu möchte ich zuerst darauf eingehen, was Gemeindeleitung im NT bedeutet.
Das Wesen und der Dienst eines Gemeindeleiters muss nun dem entsprechen, was der Herr Jesus als Grundsatz fĂŒr Leiterschaft in der Nachfolge festgelegt hat. Wir lesen in Mt 20,25-28:
[âŠ] Ihr wisst, dass die FĂŒrsten der Nationen diese beherrschen und die GroĂen Gewalt ĂŒber sie ausĂŒben. Unter euch soll es nicht so sein; sondern wer irgend unter euch groĂ werden will, soll euer Diener sein; und wer irgend unter euch [der] Erste sein will, soll euer Knecht sein â so wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld fĂŒr viele.
Diener sein. Knecht sein. Sklave sein. Opferbereitschaft. Absolute Hingabe. Keine RĂŒcksicht auf sich selbst. Keine Schonung fĂŒr sich selbst. Wer nicht bereit ist, sich vollkommen im Dienst aufzureiben, vom Feuer der Hingabe an die Gemeinde verzehrt zu werden, im Ă€uĂersten Falle sogar fĂŒr diese Leute in der Gemeinde zu sterben â der kann kein Leiter der Gemeinde sein.
Eine inbrĂŒnstige Liebe zur Gemeinde ist Voraussetzung.
Nun, um zum Kern unseres Themas zurĂŒck zu kommen: all dies kann doch eine Frau im Zweifelsfall genauso gut wie ein Mann? Ich wĂŒrde sagen: ja, und im manchen FĂ€llen vielleicht sogar besser als ein Mann.
Aber schauen wir weiter im NT.
Im Neuen Testament lesen wir immer wieder von Hirten2 (das lat. Wort dafĂŒr ist Pastoren), Ăltesten3, Aufsehern4, Vorstehern5, FĂŒhrern6. Das ist ein Amt innerhalb einer lokalen Ortsgemeinde. In manchen Gemeinden hat man sich heutzutage nochmal andere Begriffe fĂŒr dieses Amt ausgedacht: Gemeindeleitung, Leitungskreis, Bezirksleitungskreis.
In evangelischen und evangelikalen Kreisen machen wir heute ganz selbstverstĂ€ndliche sprachliche Unterscheidung zwischen âPastorenâ und âĂltestenâ machen. Die Bezeichnung âPastorâ wird fĂŒr angestellte, bezahlte Mitarbeiter im Lehr- und Leitungsdienst gebraucht, die in den meisten FĂ€llen eine theologische Ausbildung absolviert haben. So ein Pastor wird dann oft automatisch (kraft Anstellung) oder durch Wahlen Mitglied der Ăltestenschaft oder Leitung. Die restlichen Ăltesten sind dann Laien, die alle paar Jahre neu gewĂ€hlt werden. Bei uns in der Gemeinde ist das alle vier Jahre und wir nennen es Berufung; manchen ist es extrem wichtig, dass es eine Berufung und keine Wahl ist. Technisch betrachtet ist es aber nichts anderes, es ist eine Wahl.
Das NT kennt so eine Unterscheidung zwischen Pastoren und Ăltesten nicht. Sondern: die Ăltesten einer Gemeinde, das sind die Pastoren (Hirten) der Gemeinde.
Die Hirten oder Pastoren, Ăltesten, Aufseher, Vorsteher, Leiter, FĂŒhrer haben nun im Wesentlichen folgende Aufgaben, ohne Anspruch auf VollstĂ€ndigkeit:
a) Lehre. Sie sollen die Gemeinde systematisch lehren. Ălteste sollen die Geschwister tiefer in die Geheimnisse des Glaubens an Christus Jesus fĂŒhren, sie im VerstĂ€ndnis des Wortes Gottes fördern, strittige Lehrfragen klĂ€ren.
b) Seelsorge. Die Ăltesten mĂŒssen sich um das Seelenheil der Gemeindeleute kĂŒmmern. Wenn jemand zweifelt, wenn jemand in einem Tief hĂ€ngt, wenn jemand Probleme in seiner Ehe hat, mit SĂŒnden zu kĂ€mpfen hat. Aber auch, wenn jemand von Krankheit oder Leid geplagt ist, sind es die Ăltesten, die sich der leidenden Geschwister annehmen sollen.
c) Gemeindezucht. Wenn ein Gemeindeglied in SĂŒnde lebt, haben die Ăltesten sich darum zu kĂŒmmern. Sie haben zu ermahnen und, wenn jemand sich nicht zur BuĂe ermahnen lĂ€sst und in SĂŒnde verharrt, Gemeindezucht zu ĂŒben â bis zum Ausschluss.
d) Schutz vor Irrlehre. Wenn sich falsche Lehrer in die Gemeinde einschleichen und Irrlehre verbreiten, haben die Hirten die Herde zu schĂŒtzen. Das klingt fĂŒr manche Leute fremdartig, aber das passiert seit 2.000 Jahren, heute genauso wie eh und je. Ich spreche das aus mehr Erfahrung, als mir lieb ist. Es kommen Leute, die Unzucht lehren. Leute, die verleugnen, dass Jesus Gott ist, Leute, die die Verbalinspiration der Bibel leugnen oder die AutoritĂ€t des einen oder anderen biblischen Buches. Leute, die lehren, dass man Teile des mosaischen Gesetzes halten muss. Alles schon erlebt.
Wir sehen hier schon, dass die Aufgaben der Ăltesten die eines Versorgers und BeschĂŒtzers sind. Das sind klassische MĂ€nnerrollen. Und die sind nicht soziale konstruiert, sondern in der Schöpfung angelegt und im NT verordnet.
Spezifische, genaue Anforderungen an Ălteste der neutestamentlichen Gemeinde finden wir in den Pastoralbriefen von Paulus an Titus und an Timotheus. 1Tim 3,1-9:
Das Wort ist gewiss: Wenn jemand nach einem Aufseherdienst trachtet, [so] begehrt er ein schönes Werk. Der Aufseher nun muss untadelig sein, [der] Mann einer Frau, nĂŒchtern, besonnen, bescheiden, gastfrei, lehrfĂ€hig; nicht dem Wein ergeben, kein SchlĂ€ger, sondern milde, nicht streitsĂŒchtig, nicht geldliebend, der dem eigenen Haus wohl vorsteht, der [seine] Kinder in UnterwĂŒrfigkeit hĂ€lt mit allem wĂŒrdigen Ernst (wenn aber jemand dem eigenen Haus nicht vorzustehen weiĂ, wie wird er fĂŒr [die] Versammlung Gottes Sorge tragen?), nicht ein Neuling, damit er nicht, aufgeblĂ€ht, ins Gericht des Teufels falle. Er muss aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen, [die] drauĂen [sind], damit er nicht in Schmach und in [den] Fallstrick des Teufels falle. [Die] Diener ebenso, wĂŒrdig, nicht doppelzĂŒngig, nicht vielem Wein ergeben, nicht schĂ€ndlichem Gewinn nachgehend, die das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen bewahren.
Tit 1,5-9:
Deswegen lieĂ ich dich in Kreta zurĂŒck, damit du das, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Ălteste anstellen möchtest, wie ich dir geboten hatte: Wenn jemand untadelig ist, [der] Mann einer Frau, der glĂ€ubige Kinder hat, die nicht eines ausschweifenden Lebens beschuldigt werden oder zĂŒgellos sind. Denn der Aufseher muss untadelig sein als Gottes Verwalter, nicht eigenmĂ€chtig, nicht zornmĂŒtig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein SchlĂ€ger, nicht schĂ€ndlichem Gewinn nachgehend, sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, fromm, enthaltsam, anhĂ€ngend dem zuverlĂ€ssigen Wort nach der Lehre, damit er fĂ€hig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu ĂŒberfĂŒhren.
In den beiden Texten finden wir zwei fĂŒr unser Thema heute wesentliche Punkte: âMann einer Frauâ und âdem eigenen Haus vorstehenâ. Beides geht nur bei MĂ€nnern. Bei dem ersten der beiden eben gelesenen Texte, 1Tim 3,1-10 ist es sogar so, dass direkt danach, in Vers 11, explizite Anforderungen fĂŒr das Verhalten von Frauen gegeben werden und danach, in Vers 12-13 das Amt der Diener (wir nennen sie vielleicht auch Diakone oder Mitarbeiter) in der Gemeinde genannt wird, wo auch wieder die Voraussetzung ist: Mann einer Frau. Somit sind auch diese Ămter MĂ€nnern vorbehalten.
Jetzt sagen manche: âDa geht es nur darum, dass wenn jemand verheiratet ist, dass er dann nur eine einzige Frau haben darf, als Leiter.â. Oder: âDa geht es darum, dass ein Leiter nicht wiederverheiratet sein darf.â Diese Auslegungen grĂŒnden sich darauf, dass hier im Griechischen ein Zahlenwort steht. Mann 1 Frau.
Jetzt ist aber Griechisch nicht Deutsch. Dieses Wort hier, âÎŒÎŻÎ±â/âmiaâ, bedeutet âeinâ. Von âΔጷÏâ/âheisâ: âeinâ, âErsteâ/âersteâ/â1.â, âeinzelnâ. mia kommt viermal im NT vor, heis ganze 315 mal. Man kann es also nicht unbedingt auf ein Zahlenwort beschrĂ€nken. AuĂerdem wĂ€ren das mit nur einer Frau ja Sachen, die fĂŒr alle Christen gelten, nicht nur fĂŒr Leiter.
Wir mĂŒssen diese Bibelstellen also alles sagen lassen, was sie sagen: Ălteste, Leiter sollen MĂ€nner von Frauen sein. Sie sollen eine Frau haben, somit mĂŒssen es MĂ€nner sein.
Ein weiteres Gegenargument: âJa, aber Paulus hat das nicht so gemeint. Es war halt eine von MĂ€nnern dominierte Kultur und Sprache, wenn er âMann einer Frauâ schreibt, dann meint das auch vice versa (umgekehrt genauso)â.
So eine Auslegung mag bei âMann einer Frauâ noch im Ansatz nachvollziehbar sein, aber spĂ€testens, wenn man bis âdem eigenen Haus vorstehenâ weiterliest, ist Schluss fĂŒr diese Art der Auslegung. Denn das Konzept, dass explizit der Mann der Frau und den Kindern als Oberhaupt vorsteht, das stammt von Gott selbst, stammt aus dem Wort Gottes. Wir könnten das nun auch von der Schöpfung herleiten, ich zitiere aber nur einmal aus vier Briefen von zwei verschiedenen Aposteln.
1Kor 11,3:
Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, [das] Haupt [der] Frau aber der Mann, [das] Haupt des Christus aber Gott.
Hier wird eine Hierarchie dargestellt. Christus das Haupt des Mannes, der Mann das Haupt der Frau, Gott das Haupt des Christus. Die Ordnung zwischen Mann und Frau wird also untrennbar mit der Ordnung zwischen Gott und Mensch verbunden! Wie krass. Allein diese Stelle sollte uns mit Ehrfurcht erfĂŒllen und uns davon abhalten, die Ordnung, dass die Frau dem Mann untersteht, auflösen zu wollen.
Eph 5,22-24:
Ihr Frauen, [ordnet euch] euren eigenen MĂ€nnern [unter], als dem Herrn. Denn [der] Mann ist [das] Haupt der Frau, wie auch der Christus [das] Haupt der Versammlung ist; er ist des Leibes Heiland. Aber wie die Versammlung dem Christus unterworfen ist, so auch die Frauen den MĂ€nnern in allem.
Hier wird als Vorbild fĂŒr die Unterordnung der Frau unter den Mann Christus und die Gemeinde genannt. Und da ist klar, wer der Herr ist. Ein soziokultureller Hintergrund wird also ausgeschlossen, in dem eine ewige geistliche Wahrheit als BegrĂŒndung herangezogen wird.
Kol 3,18:
Ihr Frauen, ordnet euch euren MĂ€nnern unter, wie es sich geziemt im Herrn.
Auch hier: als Grund fĂŒr die Unterordnung wird nicht die damalige Kultur, sondern eine dem Herrn geziemende Ordnung genannt.
1Pet 3,1:
Ebenso ihr Frauen, ordnet euch euren eigenen MÀnnern unter, damit, wenn auch einige dem Wort nicht gehorchen, sie durch den Wandel der Frauen ohne Wort gewonnen werden mögen
Petrus fordert sogar die glÀubigen Frauen auf, sich ihren MÀnnern, ob glÀubig oder nicht zu unterordnen. Diese Lebensweise soll dann den Mann gewinnen.
Wir sehen also: in diesen Bibelstellen wird die Unterordnung der Frau unter den Mann geistlich begrĂŒndet â die Bibel schlieĂt die Deutung, dass es sich bei dieser Mann-Frau-Unterordnung-Sache um ein Kind seiner Zeit handelt also bereits in sich aus.
Damit ist dann auch klar, dass schon allein die Voraussetzung, dass ein Ăltester dem eigenen Haus gut vorstehen muss (s. 1Tim 3,4) Frauen von diesem Dienst ausschlieĂt.
Interessant ist bei all diesen Texten folgendes: Frauen werden nicht aufgrund ihrer vielleicht fehlenden BefĂ€higungen von diesem Dienst ausgenommen. Ăberhaupt nicht!
Ich kenne einige Frauen, die zweifelsohne ĂŒber groĂe LeiterqualitĂ€ten verfĂŒgen. Die können sowohl einen Laden im Griff haben, als auch auf die BedĂŒrfnisse der Anvertrauten angemessen eingehen. Das ist gar nicht die Frage. Darum geht es gar nicht. Es geht um was ganz anderes: um die gute und schöpfungsgemĂ€Ăe Ordnung Gottes. Die, von der Gott sagen kann: sehr gut. Der Mann, Adam, und seine Gehilfin, die um ihn sei. Ohne die er nicht komplett ist und mit der zusammen er die Gottebenbildlichkeit, das GegenĂŒber Gottes bildet.
Diese Ordnung wird in der Gemeinde nicht nur wieder aufgegriffen, sondern verstĂ€rkt. Christus, der Herr und seine Braut. Das sollen der glĂ€ubige Mann und die GlĂ€ubige Frau leben â und die Frau ist dabei immer die, die sich unterordnet, wie die Gemeinde immer die ist, die sich unterordnet und nie ĂŒber Christus steht.
Es ist nicht von ungefĂ€hr, dass das NT fĂŒr die Ordnung zwischen Mann und Frau an mehreren Stellen Bilder mit nicht austauschbaren Rollen verwendet. Die Ordnung zwischen Mann und Frau wird mit der Ordnung zwischen Christus und der Gemeinde verglichen und so weiter.
Ein weiterer Grund, warum das Ăltestenamt MĂ€nnern vorbehalten ist, ist dieser: Ălteste sollen vornehmlich lehren, wie ich vorhin erwĂ€hnte. Und auch das Lehren ist eine Anweisung fĂŒr MĂ€nner. Damit kommen wir zum letzten Punkt vor dem Fazit.
5 Was sagt die Bibel zu Frauen und dem Lehren in der Gemeinde?
Hier gibt es die berĂŒhmten Worte des Paulus aus dem ersten Korintherbrief. 1Kor 14,34a:
Die Frauen sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden [âŠ]
Ich will an dieser Stelle einmal kurz Werbung machen und mein noch lange nicht fertiggestelltes Buch mit dem Arbeitstitel: âAlle hassen die Korintherâ empfehlen. Da geht es darum, dass vor allem der erste Korintherbrief der PrĂŒfstein fĂŒr bibeltreue GlĂ€ubige ist. Christen aus allen Denominationen wenden haarstrĂ€ubende Auslegungsmethoden auf den ersten Korintherbrief an â solche, die sie sonst verurteilen. Manche Charismatiker lehren, dass jeder GlĂ€ubige in Sprachen betet, obwohl der erste Korintherbrief das Gegenteil sagt. Oder es betet fast die ganze Gemeinde in Zungen, obwohl kein Ausleger da ist. Manche Geschwister aus ganz engen BrĂŒdergemeinden, reformierten Gemeinden und so weiter erklĂ€ren diese und jene Geistesgabe fĂŒr beendet, mit eigenwilligen Interpretationen eines einzelnen Verses und seltsamen Argumentationsketten. Dann lehrt man durch die Bank die Möglichkeit der Wiederheirat nach Scheidung, obwohl Jesus das wörtlich und mehrfach7 zu Ehebruch erklĂ€rt, Paulus es im Römerbrief verbietet8 und es schlieĂlich im ersten Korintherbrief ausfĂŒhrlich und klar verurteilt wird.9
Wir könnten so weitermachen, der erste Korintherbrief ist Stein des AnstoĂes in den meisten bibelglĂ€ubigen Gemeinden, weil unsere ganzen Schubladen da sonst nicht mehr passen und die Aufteilung der Gemeinden in ihre Strömungen. Aber das ist nicht unser Thema heute Abend. Sondern 1Kor 14,34:
Die Frauen sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt.
Das sind erst einmal recht klare Worte. In der Versammlung â also z. B. In Gottesdiensten â sollen die Frauen schweigen. Da gilt es aber drei Dinge zu klĂ€ren:
Erstens, ob das heute noch gilt oder sich nur auf die Gemeinde in Korinth bezog.
Zweitens, was mit schweigen und reden gemeint ist â dĂŒrfen Frauen dann in der Gemeinde nicht einmal sprechen?
Drittens, was ist hier mit den Versammlungen gemeint? Alles, was in der Gemeinde stattfindet, oder nur die groĂen Gesamt-GemeindezusammenkĂŒnfte wie Gottesdienste? Was ist dann mit Hauskreisen?
Ich will versuchen, fĂŒr die drei Fragen antworten zu finden.
FĂŒr wen das gilt: ich behaupte, das gilt heute noch. Wir finden keinen innerbiblischen Beweis dafĂŒr, dass das eine Anweisung war, die aufgrund einer vermeintlich eskalierten Situation in Korinth geschrieben worden wĂ€re. Im Gegenteil. Hier sagt Paulus nicht: âSchweigt, ordnet euch unter, weil in Korinth so viele heidnische Tempelprostituierte sindâ, sondern er begrĂŒndet das Redeverbot mit dem Gesetz. Damit enthebt er seine Aussage klar dem kulturellen Kontext in Korinth. Und wie so oft, mĂŒssen wir ein wenig weiterlesen, den Zusammenhang dieses Verses lesen. 1Kor 14,34-37:
Die Frauen sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, [so] sollen sie daheim ihre eigenen MĂ€nner fragen; denn es ist schĂ€ndlich fĂŒr eine Frau, in [der] Versammlung zu reden. Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen? Oder ist es zu euch allein gelangt? Wenn jemand meint, ein Prophet zu sein oder geistlich, [so] erkenne er, dass das, was ich euch schreibe, ein Gebot [des] Herrn ist.
In den Versammlungen steht hier. Griechisch âáŒÎșÎșληÏίαâ, ekklesia. Die Herausgerufene. Das, was wir heute meistens als âdie Gemeindeâ bezeichnen, die Ortsgemeinde oder die weltweite Gemeinde des Herrn Jesus. Versammlung ist ein Wort, das in der Elberfelder Ăbersetzung (CSV) benutzt wird. Auch viele russlanddeutsche Evangeliumschristen- oder Baptistengemeinden sowie BrĂŒdergemeinden sagen oft âVersammlungâ statt âGemeindeâ. Versammlung impliziert, dass sich mehrere Menschen an einem Ort treffen. Ich mag das Wort lieber als die Bezeichnung âGemeindeâ. Es wird so auch besser klar, wo die Frauen schweigen sollen: in der Zusammenkunft als Gemeinde, als Versammlung. Bibelstunden, VortrĂ€ge, Gottesdienste.
Ein Gebot des Herrn ist das, sagt Paulus. Der Zusammenhang legt nahe, dass es darum geht, dass dazwischengeredet, laut und öffentlich nachgefragt wurde. Denn die Frauen sollen daheim ihre MĂ€nner fragen. HeiĂt das dann, dass Frauen doch in der Gemeinde Reden dĂŒrfen?
Ich denke ja, aber nicht wegen dieser Stelle, sondern wegen anderen:
In 1Kor 11,5a geht es um die Sache mit der Kopfbedeckung fĂŒr Frauen, das ist ein eigenes Thema. Dort lesen wir aber:
Jede Frau aber, die betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, entehrt ihr Haupt [âŠ]
Wenn Frauen nun beten oder weissagen dĂŒrfen, dĂŒrfen sie ja offensichtlich reden? Man könnte argumentieren, dass es dabei vielleicht um das stille Gebet zuhause geht. Das ist ein Argument, dass es zu ĂŒberdenken gilt. Ich denke ich aber, dass es um das Beten und Weissagen auch in der Gemeinde geht. Denn weissagen macht nur in der Versammlung Sinn.
Es gibt noch mehr Stellen, die dafĂŒr sprechen, dass es kein Redeverbot fĂŒr Frauen gibt.
Apg 21,8-9:
Am folgenden Tag aber zogen wir fort und kamen nach CÀsarea; und wir gingen in das Haus [des] Philippus, des Evangelisten, der [einer] von den Sieben war, und blieben bei ihm. Dieser aber hatte vier Töchter, Jungfrauen, die weissagten.
Hier war es wohl bei Philippus daheim â also könnte man argumentieren, dass die vier Jungfrauen nicht in einer Gemeinde, sondern nur im Haus weissagten.
Dann Tit 2,3-5:
die alten Frauen ebenso in [ihrem] Betragen, wie es dem heiligen [Stand] geziemt, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten; damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre MĂ€nner zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit hĂ€uslichen Arbeiten beschĂ€ftigt, gĂŒtig, sich den eigenen MĂ€nnern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlĂ€stert werde.
Da sollen alte Frauen Lehrerinnen sein. Aber fĂŒr wen? FĂŒr andere Frauen, fĂŒr junge Frauen. Interessanterweise sollen sie die jungen Frauen gerade dazu anleiten, ihren MĂ€nnern zu gehorchen.
Wie auch immer man nun die jetzt dreimal zitierte Stelle aus 1Kor 14 ab Vers 24 auslegen mag. Ganz klar wird das Verbot, dass Frauen in der Gemeinde lehren, durch eine andere Bibelstelle. 1Tim 2,12-15:
Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren noch ĂŒber [den] Mann zu herrschen, sondern still zu sein, denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva; und Adam wurde nicht betrogen, die Frau aber wurde betrogen und fiel in Ăbertretung. Sie wird aber gerettet werden beim KindergebĂ€ren, wenn sie bleiben in Glauben und Liebe und Heiligkeit mit Sittsamkeit.
Das ist ein Hammer. Paulus verbietet es Frauen, zu lehren und im gleichen Satz verbietet er das AusĂŒben von AutoritĂ€t ĂŒber den Mann. Dann das Gebot, still zu sein. Und er sprich Tacheles: er begrĂŒndet (âdennâ) damit, das Eva den Adam verfĂŒhrt und uns damit alles eingebrockt hat, was heute los ist. Da hat einmal eine Frau einen Mann belehrt, und das war nicht zum Guten. Mit der Berufung auf den SĂŒndenfall enthebt Paulus auch diese Aussage der EinschrĂ€nkung auf eine bestimmte Zeit oder einen bestimmten Ort. Es ist eine Ordnung fĂŒr alle Gemeinden zu allen Zeiten. Wir kommen zum Fazit:
6 Fazit
Ich behaupte also: Frauen dĂŒrfen gemÀà Neuem Testament keine LeitungsĂ€mter in der Gemeinde wahrnehmen. Insbesondere dĂŒrfen sie nicht in der Leitung er Gesamtgemeinde tĂ€tig sein (Gemeindeleitung, Ăltestenschaft, Hirtendienst).
Auch die Lehre der Gemeinde ist Aufgabe von MĂ€nnern, die den biblischen Kriterien entsprechen.
Gott hat Mann und Frau unterschiedlich geschaffen, und zwar nicht nur biologisch und physisch, mit unterschiedlichen Geschlechtsmerkmalen und Körperfunktionen und FÀhigkeiten, sondern auch mental, und betreffs ihrer Rollen in Ehe, Familie, Gesellschaft und Gemeinde.
Mann und Frau haben in manchen Bereichen gleiche, in anderen Bereichen jedoch scharf getrennt unterschiedliche BefÀhigungen und Aufgaben.
Die Bibel gibt uns an mehreren Stellen in deutlichen und klaren Worten Anweisungen zu Ăltestenschaft und Lehre. Wir finden mehrere wörtliche Aussagen in der Bibel, die ausdrĂŒcklich MĂ€nner zu Leiterschaft legitimieren10 und die nur MĂ€nnern das Lehren gestattet11.
Umgekehrt stĂŒtzen sich alle mit bekannten Argumente fĂŒr Frauen in Leitung und Lehre auf Vermutungen (bspw. bei Priszilla) oder tun Bibeltexten Gewalt an, indem sie ihre AllgemeingĂŒltigkeit abstreiten und ihre GĂŒltigkeit auf bestimmte Zeiten (erstes Jahrhundert) und Orte (bspw. Korinth) eingrenzen. Es ist jedoch nicht von ungefĂ€hr, dass Paulus seine Aussagen zur Rolle der Frau nie in den Kontext der Situation der Adressaten seiner Briefe setzt, sondern mit der Schöpfung (1Tim 2,13-14), mit dem mosaischen Gesetz (1Kor 14,24) und mit dem VerhĂ€ltnis der Gemeinde zu Christus (Eph5,24) argumentiert.12 Damit enthebt er seiner Aussagen dem Anspruch jeglicher zeitlicher Kontextualisierung.
Woher kommt aber dann die Auffassung, dass Frauen und MĂ€nner gleichermaĂen Ălteste einer Gemeinde sein können, gleichermaĂen die Gemeinde lehren können?
Dies ist meines Erachtens zuerst eine soziokulturelle Entwicklung der postmodernen westlichen Gesellschaft, die in die Gemeinde hineinwirkt. Unsere Gesellschaften entwickeln sich nicht hin zu Gott, nicht hin zum Guten, nicht hin zu biblischen Werten. Sondern weg davon. So auch hier. Dann tragen die MĂ€nner einen betrĂ€chtlichen Teil zu dieser Entwicklung bei: MĂ€nner sind nicht tugendhaft, heldenhaft, mannhaft, sondern fliehen vor ihrer Verantwortung in Familie, Gemeinde, Lehre und Leitung. Und sie behandeln Frauen nicht mit der göttlichen, aufopfernden Liebe, der Ehrerbietung, dem Respekt und der Achtung, wie sie es tun mĂŒssten.
Als christliche Kirchen und Gemeinden tun wir jedoch tun gut daran, zu den MaĂstĂ€ben des Wortes Gottes zurĂŒckzukehren â und zwar in allen Dingen. Auch dann, wenn uns das unbeliebt, unangepasst und unbequem macht. Wenn wir in den Gemeinden wieder in das Fahrwasser Gottes kommen, können wir auch denen drauĂen wieder wirklich helfen.
7 Anhang 1: Fragen und Gegenargumente
7.1 Wenn die Lage klar ist, warum gibt es diese Diskussion dann ĂŒberhaupt?
Wenn das doch biblisch so eindeutig ist, warum sind wir dann heute an dem Punkt, dass wird ĂŒber dieses Thema reden mĂŒssen und warum ist es in manchen Gemeinden sogar selbstverstĂ€ndlich so, dass Frauen lehren und/oder leiten?
Das Frauen LeitungsĂ€mter einnehmen oder von der Kanzel lehren, hat meines Erachtens ĂŒberhaupt gar nichts mit der Erkenntnis ĂŒber das rechte Auslegen des einen oder anderen Bibeltextes zu tun. Es ist ein rein auĂerbiblisches, gesellschaftliches Ding. Die Gemeinde ist nicht nur dem Juden ein Jude und dem Griechen ein Grieche, um auf jede Weise welche aus der Welt zu retten â sie ist oder auch der Welt so gleich, dass es fĂŒr niemanden einen Grund gibt, sich aus der Welt in die Gemeinde retten zu lassen.
Die Rolle und das Bild der Frau hat sich in der weltlichen Gesellschaft den letzten etwa 120 Jahren massiv gewandelt. Neben dem Erstarken diverser sozialrevolutionÀrer Strömungen zu Beginn der 1920 Jahre waren die Treiber vor allem die Folgen der industriellen Revolution, die Frauenbewegung, die 68er-Bewegung und der sich nicht nur, aber vor allem in Westeuropa ausbreitende Kulturmarxismus. Was dabei oft als Befreiung der Frau verkauft wurde und wird ist in Wahrheit nichts anderes als der Versuch, die klassische Ehe zwischen einem Mann und einer Frau mit dem Mann als Hauptverdiener, Versorger und Oberhaupt in Ehe und Familie auflösen will. Ebenso wird versucht, die klassische Familie aus einem Mann, einer Frau und möglichst vielen Kindern zu entnormalisieren und alternative Gemeinschaftsmodelle an ihrer Statt zu platzieren. Da sollte es bei allen klingeln, die je Marx und Engels13 gelesen haben.
Warum erzÀhle ich das, darum geht es doch gar nicht?
Doch. Und zwar viel mehr als wir glauben wollen. Und das ist ganz oft in der Gemeinde so. Es sind nicht immer fromme WĂŒnsche, die uns antreiben â meistens sind es ganz profane GrĂŒnde, die wir fĂŒr unser Handeln und Denken haben.
Wir sind lange nicht so geheiligt, wie wir denken. Die Gedanken von Karl Marx, Friedrich Engels und schlieĂlich der Neomarxismus sind vielleicht prĂ€gender fĂŒr das Denken eines WesteuropĂ€ers als die Worte Gottes aus der Bibel.
7.2 Gibt es nicht Stellen im NT, an denen leitende und lehrende Frauen genannt sind?
Gibt es nicht auch Bibelstellen, aus denen hervorgeht, dass Frauen in neutestamentlichen Gemeinden leiten und lehren?
Nein. Aber von denen, die das anders sehen, werden oft Stellen, die eben genau nicht ĂŒber dieses Thema sprechen herangezogen.
Zuerst Beispiele aus dem AT, wie Miriam, die eine Prophetin war. Sie war eine Prophetin, aber keine Lehrerin der neutestamentlichen Gemeinde. Die Aussagen ĂŒber sie werden aus dem Zusammenhang gerissen und umgedeutet.
Weiter werden Frauen aus der Bibel genannt, die geweissagt oder einfach nur gesprochen haben: Hanna zum Beispiel. Auch da steht nicht in der Bibel, dass sie Lehrerin der neutestamentlichen Gemeinde war.
Dann ist in Apg 12,12 die Rede vom âHaus der Mariaâ und in Apg 16 finden wir die PurpurhĂ€ndlerin Lydia. Beide werden dann als Beispiel fĂŒr Leiterinnen herangezogen. Aber die Bibel sagt das gar nicht. Da werden einfach Frauen in der Bibel genannt und berichtet, was sie geredet oder getan haben. Daraus kann man keinen Anspruch auf eine Leitungsfunktion in der neutestamentlichen Gemeinde ableiten.
In Kol 4,15 dann schreibt Paulus:
GrĂŒĂt die BrĂŒder in Laodizea und Nymphas und die Versammlung, die in seinem Haus ist.
Da lesen nun manche den Namen Nymphas (BrĂ€utigam) als Nympha. Okay. Dann gibt es eine Versammlung in einem Haus, dass einer Nympha gehört. Und nun? Ist sie Ălteste, weil sich die Gemeinde in ihrem Haus trifft? Dieser Argumentationskette, der jegliche inner- und auĂerbiblische Grundlage fehlt.
SchlieĂlich gibt es da noch das bekannte Paar Aquila und Priszilla, auf die ich kurz eingehen will. Die beiden kommen in der Bibel nĂ€mlich mehrfach vor, in vier BĂŒchern. Aquila wird sechsmal namentlich genannt. Viermal zusammen mit Priszilla, zweimal zusammen mit Priska.14 Es ist davon auszugehen, dass Priska (die Alte, die EhrwĂŒrdige) und Priszilla (die treue Alte, die Ăltliche) die selbe Frau ist. Aquila und Priszilla waren Paulus sehr wichtig und er hielt groĂe StĂŒcke auf beide, er nennt sie im Röm 16,3 seine âMitarbeiter in Christus Jesusâ. Priska wird nun oft als Beispiel einer Leiterin herangezogen. Grundlage dafĂŒr soll wohl sein, dass sie eine Versammlung in ihrem Privathaus beherbergten. In 1Kor 16,19 steht:
âEs grĂŒĂen euch die Versammlungen Asiens. Es grĂŒĂen euch vielmals im Herrn Aquila und Priszilla samt der Versammlung in ihrem Haus.â
Aber das steht da nicht. Da steht nur, dass in dem Haus der beiden eine Versammlung stattfand. Mehr nicht. Man wird oder ist nicht Leiter einer Gemeinde, nur weil die sich in seinem Haus treffen.
Dann ist da noch Apg 18,25-26. Da treffen Aquila und Priszilla auf einen feurigen Evangelisten, dem es aber noch an Wissen und Kenntnis fehlt. Sie treffen auf Apollos:
Dieser war in dem Weg des Herrn unterwiesen, und brennend im Geist redete und lehrte er sorgfÀltig die [Dinge] von Jesus, obwohl er nur die Taufe [des] Johannes kannte.
Und dieser fing an, freimĂŒtig in der Synagoge zu reden. Als aber Priszilla und Aquila ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes genauer aus.
Die beiden nahmen eine Einzelperson zu sich und legten ihm den Weg Gottes genauer aus. Mit keinem Wort steht hier, dass Priszilla in der Gemeinde lehrte. Sie und ihr Mann erklÀrten einem anderen Mann den Weg Gottes.
Wir sehen also: Es werden an verschiedensten Stellen der Bibel glĂ€ubige Frauen und ihre Taten und Worte erwĂ€hnt. Keine der Stellen erwĂ€hnt eine Lehrfunktion oder eine Leitungsfunktion dieser Frauen. Ausleger nun, die Lehre und Leitung durch Frauen befĂŒrworten, werfen einfach Namen in den Ring und der geneigte Zuhörer empfindet seine Meinung als legitimiert. Die Bibel jedoch berichtet von keiner dieser Frauen, dass sie in LeitungsĂ€mtern oder der Lehre der Gemeinde tĂ€tig sind.
11Pet 3,7: âIhr MĂ€nner ebenso, wohnt bei [ihnen] nach Erkenntnis als bei einem schwĂ€cheren GefĂ€Ă, dem weiblichen [âŠ]â
2Eph 4,11. Vgl. 1Pet 5,2-4, wo die Ăltesten ermahnt werden, die Herde zu hĂŒten und auf Christus als Erzhirten verwiesen wird.
3Apg 15,6.22.23; Apg 16,4; 1Tim 4,14; 1Tim 5,17.19; Tit 1,5; Jak 5,14; 1Pet 5,1; 2Joh 1,1; 3Joh 1,1
4Apg 20,28; Phil 1,1; 1Tim 3,1-2; Tit 1,7
51Thess 5,12; 1Tim 5,17
6Apg 15,22; Heb 13,7.17.24
7Mt 5,31; Mt 19,6; Mk 10,11; Lk 16,18
8Röm 7,2
91Kor 7,11.39
10Eph 5,24; 1Tim 3,2; Tit 1,6
111Kor 14,34ff; 1Tim 2,12
121Kor 14,24; Eph 5,24; 1Tim 2,13-14.
13Siehe das Manifest der kommunistischen Partei.
14Apg 18,2; Apg 18,18; Apg 18,26; Röm 16,3; 1Kor 16,19; 2Tim 4,19.